literatur

12
Dez
2006

die kunst weniger zu arbeiten

Axel Braig, Ulrich Renz
Die Kunst, weniger zu arbeiten

Es scheint nichts Wichtigeres im Leben zu geben als Erfolg und Karriere. Aus unserer Arbeit beziehen wir unsere Identität, unseren Wert und unseren Sinn. Dafür opfern wir nicht selten Gesundheit, Familie, Freundschaften, ja, unsere Lebensfreude. Wir verstehen uns gerne als ziel- und ergebnisorientierte Profis und haben uns für alle Lebensbereiche pausenlose Effizienz verordnet. Zwar plagt uns manchmal das leise Gefühl, dass das Leben an uns vorbeigeht, aber im Zweifelsfall legen wir unsere Träume für später zurück und arbeiten tapfer weiter daran, beruflich »weiterzukommen«.

Axel Braig und Ulrich Renz hinterfragen kritisch das einseitige Lebensmodell unserer Arbeitsgesellschaft: Sind wir denn wirklich nur als Berufsmenschen Menschen? Hat das Leben für unsere Entfaltung nichts besseres zu bieten als einen Drehstuhl an einem Schreibtisch?

Die Kunst, weniger zu arbeiten geht den gesellschaftlichen, psychologischen und historischen Hintergründen der kollektiven Wahnvorstellung nach, dass wir uns unser Leben erarbeiten müssen. Das Buch spricht unsere Sehnsüchte an und ermuntert dazu, ihnen noch vor der Rente einen Platz in unserem Leben zu geben. Es macht Mut zu dem Abenteuer, den eigenen Lebenstrott in Frage zu stellen und die bunte Welt jenseits der Bürotür neu zu entdecken.

arbeitswahn

Holger Schatz, Andrea Woeldike
Freiheit und Wahn deutscher Arbeit.
Zur historischen Aktualität einer folgenreichen antisemitischen Projektion.


ISBN 3-89771-805-7
Ausstattung: br., 200 Seiten
Preis: 16.00 Euro



„Den Nationalsozialisten gelang es, die entfremdete Arbeit zu erotisieren, die ›Arbeit an sich‹. Der nationale Gründungsmythos ›deutsche Arbeit‹ galt als Ort der ›Unschuld‹. Mit Luther und Hitler: Nicht was, sondern wie einer arbeitet, zählt. ... Ein Werk in der Tradition der Kritischen Theorie, stark in der Recherche und marxistischen Analyse.“
Gerd Fittkau, konkret



Wie Hannah Arendt bei ihrem Besuch in der gerade gegründeten Bundesrepublik 1950 feststellte, ist die ständige Geschäftigkeit des Deutschen, dessen trainierte Form der Verdrängung der Wirklichkeit. Den Nationalsozialisten gelang es,die entfremdete Arbeit zu erotisieren, die „Arbeit an sich“. Der nationale Gründungsmythos „deutsche Arbeit“ galt als Ort der „Unschuld“. Mit Luther und Hitler: Nicht was, sondern wie einer arbeitet, zählt.
Die Autoren versuchen in der Entstehungsphase der „deutschen Nation“ die Geburt einer „nationalen bzw. deutschen Arbeit“ als historische Partikularität zu belegen. Die deutsche Reformation brachte die protestantische Arbeitsethik, das nur der sich nähren dürfe, der im Schweiße seines Angesichts dem lieben Herrgott arbeitend dient im Unterschied zum Calvinismus und Puritanismus. Nachdrücklich wird daran erinnert, warum Schüler in diesem Lande fast zwei Jahrhunderte die „Glocke“ auswendig lernen mussten. Der Mythos der „deutschen Arbeit“ mit den Wunschmerkmalen Fleiß, Disziplin und Pünktlichkeit bekam in der deutschen Romantik eine Erlösungs- und Befreiungsmetaphorik.
Schatz/Woeldike zeichnen nach, dass dieses Bild des tüchtigen Michel immer begleitet wurde von Ausgrenzungsprozessen und Hasstiraden gegen die „Nicht-Arbeiter“. Luther polemisierte gegen die Juden als vermeintliche Wucherer, der „Romantiker“ Fichte wurde bemerkenswert ausfallend und von Wagner und Nietzsche ist es bekannt. Das Bild des Wucherers wird ab der Gründerzeit vom „bösen jüdischen Finanzkapital“ abgelöst, das scheinbar einer Erlösung des produktiven „Volkes“ (Arbeiter und Industriekapital) entgegenstehe. Die Spitze des ideologischen Aussatzes erreichen die Nationalsozialisten mit ihrer „Versöhnung“ des produktiven „Volkes“ in einer korporativen Volksgemeinschaft mit gleichzeitigem Vernichtungswahn gegen die vorgeblichen „Schmarotzer“. Der „rheinische Kapitalismus“ zeichnet sich bis heute durch Sozialpartnerschaft und Bündnis für Arbeit aus. Ein Muster, dass sich schnell mit Ressentiments aufladen lässt, wie die letzten 10 Jahre im besonderen zeigen.
Ein Werk in der Tradition der Kritischen Theorie, stark in der Recherche und marxistischen Analyse. Leider wird eine stärkere sozialpsychologische Grundierung des Wahns vernachlässigt. Kurz werden Ernst Jüngers „Arbeiter-Soldaten“ skizziert und das Gegensatzpaar „Gesund-Krank“ gänzlich gemieden, dass im NS-Staat ein besonderes Wahnbild eines „gesunden, produktiven Volkskörpers“ annahm.
Gerd Fittkau, konkret
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