notwendigkeit bei machiaveli
Aber beim neuen Fürstentum treten die Schwierigkeiten ein. Und erstens, wenn es nicht gänzlich neu ist, sondern nur wie ein Glied, und das Ganze gewissermaßen gemischt zu nennen, entspringt die Wandelbarkeit desselben zuvörderst aus reiner natürlichen Schwierigkeit, die alle neue Regierungen teilen. Wiefern die Menschen, in Meinung sich zu verbessern, gern ihre Herren wechseln mögen, und diese Meinung sie bewegt, gegen den Herrscher die Waffen zu kehren; worin sie sich aber gleichwohl täuschen, weil ihnen darauf die Erfahrung lehrt, daß sie sich nur verschlimmert haben. Was wieder die Folge einer andern gemeinen Natur-
Notwendigkeit
ist, nach welcher man niemals umhin kann, Die, über welche man neuer Fürst wird, zu kränken, sowohl durch bewaffnetes Kriegsvolk als durch unzählige andre Unbill, die einer neuen Erwerbung anhängt.(3.kapitel)
Und wenn die Teilung der Lombardei, welche es mit Venedig einging, Entschuldigung in so weit verdiente, als ihm die Stadt nach Italien geholfen, so ist diese Teilung tadelnswert, weil sie jene
Notwendigkeit
vernünftigerweise nicht für sich hatte(3.kap)
In Betracht der Schwierigkeiten, die eines neu erworbenen Staates Erhaltung kostet, könnte man sich vielleicht verwundern, woher es kam, daß Alexander der Große in wenigen Jahren von Asien Herr ward und, als er es kaum bezwungen, starb; worauf dieses ganzen Staates Abfall
notwendig
schien erfolgen zu müssen, nichtsdestoweniger seine Nachfolger darinnen sich behaupteten und ihnen die Erhaltung desselben keine andern Beschwerden kostete, als welche unter ihnen selbst aus ihrem eigenen Ehrgeiz entsprangen.(4.kap)
Es könnte Einer Zweifel hegen, wie es doch möglich gewesen sei, daß Agathokles und seines Gleichen, nach unzähligen Verrätereien und Grausamkeiten, lange sicher in ihrem Vaterland leben, sich gegen äußere Feinde verteidigen können, und selbst die Bürger wider sie niemals Verschwörungen angestiftet; da viele Andre mit Grausamkeit nicht einmal in friedlichen Zeiten die Herrschaft behaupten konnten, geschweige denn während bedenklicher Kriegsläufe. Ich glaube, hievon liegt die Ursache im guten, oder schlechten Gebrauch der Grausamkeiten. Gut gebrauchte - wenn anders vergönnt ist, gut vom Bösen zu sagen - können wir solche nennen, die man auf Einen Zug begeht, in der
Notwendigkeit
sich sicher zu stellen, und dann nicht weiter dabei beharrt, sondern so viel als man nur kann, sie zum Nutzen der Untertanen verwendet.(8.kap)
Nur so viel will ich schließen: ein Fürst muß
notwendig
das Volk zum Freunde haben, sonst hat er im Unglück keine Hülfe. Nabis, der Spartaner-Fürst, hielt die Belagerung aller Griechen und eines höchst siegreichen Römerheers aus, verteidigte gegen diese sein Land und seine Herrschaft, und war ihm genug, als die Gefahr auf ihn hereinbrach, sich einiger Wenigen zu versichern. Hätte er das Volk zum Feinde gehabt, so wär' ihm dies nicht genug gewesen.(9.kap)
Wir haben oben gesagt, wie ein Fürst für gute Grundlagen sorgen müsse; wo nicht,
notwendig
zu Grunde gehen. Die Hauptgrundlagen, die alle Staaten, neue wie alte oder gemischte, haben können, sind gute Gesetze, und gute Waffen. Und weil, wo nicht gute Waffen sind, auch nicht gute Gesetze sein können, und wo gute Waffen sind, die Gesetze
notwendig
gut sein müssen, so werde ich mit den Gesetzen mich nicht beschäftigen, und von den Waffen handeln. (12.kap)
Karl der Siebente, König Ludwigs des Elften Vater, nachdem er durch sein Glück und seine Tugend Frankreich von den Englischen befreit, erkannte diese
Notwendigkeit
, mit eignen Waffen sich zu bewehren, und führte in seinem Königreiche den Kriegsfuß der Infanterie und Gendarmen ein(13.kap)
Es kann deshalb ein kluger Herr die Treue nicht halten, noch darf er es, wenn ihm dies Halten zum Schaden ausschlüge, und die Gründe, aus denen er sie versprach, erloschen sind. Und, wären die Menschen alle gut, so würde diese Vorschrift nicht gut sein: weil sie aber schlimm sind, und ihre Treue dir nicht halten würden, so hast Du sie ihnen auch nicht zu halten. Und niemals werden einem Fürsten gesetzliche Gründe zu Beschönigung des Nichthaltens fehlen. Hievon könnte man unzählige neuere Beispiele geben, und zeigen, wie viele Friedensschlüsse, wie viele Versprechungen durch Untreue der Fürsten rückgängig und zu nichte geworden, und wie es Dem, der den Fuchs am besten zu brauchen verstanden, am besten geglückt ist.
Notwendig
aber ist, daß man diese Natur wohl zu beschönigen wisse, und in der Kunst sich zu stellen, wie zu verstellen, groß sei. Auch sind die Menschen so einfältig, gehorchen so sehr den
Nötigungen(im italienischen steht necessita)
des Augenblick, daß der Betrügende immer Einen, der sich betrügen läßt, finden wird. (18.kap)
Es soll daher ein Fürst gar sehr sich hüten, aus seinem Munde irgend was kommen zu lassen, das nicht voll der fünf Eigenschaften wäre: er scheine, wenn man ihn sieht und hört, ganz Güte, ganz Treue, ganz Menschlichkeit, ganz Redlichkeit, ganz Religion. Und zwar ist nichts
notwendiger
daß man es zu besitzen scheine, als diese letztere Eigenschaft; da die Menschen im allgemeinen mehr nach den Augen, als nach den Händen schließen weil zu sehen einem Jeden gegeben ist, zu fühlen, Wenigen. Jeder sieht was Du scheinest, Wenige fühlen was Du bist: und diese Wenigen wagen sich nicht, der Meinung der Vielen, die die Majestät des Staates zum Schutze für sich haben, zu widersetzen; und bei den Handlungen aller Menschen, hauptsächlich aber der Fürsten, (wo es über Beschwerden kein Gericht gibt) wird aufs Ende gesehen.(18.kap)
Und wären auch schon die äußeren erschüttert, wird er doch, bei einer Einrichtung und Lebensart wie die gedachte, wenn er sich selbst nur nicht aufgibt, immer jeden Angriff bestehen, wie ich sagte daß der Spartaner Nabis tat. Hinsichtlich der Untertanen aber, wenn äußerlich nichts erschüttert ist, hat er zu fürchten daß sie sich heimlich verschwören können, wovor ein Fürst sich genugsam sichert, wenn er es meidet, gehaßt und geringgeschätzt zu werden, und das Volk mit sich zufrieden erhält; wohin man
notwendig
es bringen muß, wie dies schon oben ausführlich gezeigt wurde. Und eines der kräftigsten Gegenmittel, die ein Fürst wider Verschwörungen hat, ist, eben von der Menge nicht geringgeschätzt oder gehaßt zu werden;(19.kap)
Und die Erfahrung lehrt es auch, daß es viele Verschwörungen gegeben, und wenige ein gutes Ende genommen haben: weil, sich verschwört, nicht allein stehen kann; noch Genossen suchen, außer bei denen, von welchen er glaubt daß sie mißvergnügt sind; und sobald du dein Herz einem Mißvergnügen eröffnest, gibst du ihm auch Gelegenheit, sich zu vergnügen; weil, wenn er es anzeigt, er davon jede Gemächlichkeit sich versprechen darf: so daß er, der auf der einen Seite den sichern Gewinn, und auf der andern den mißlichen sieht,
notwendig
wohl entweder ein seltener Freund sein muß, oder ein gar verstockter Feind des Fürsten, wenn er dir treu bleiben soll. (19.kap)
Und daher kam es, daß jene Kaiser, die weder von Natur noch durch Kunst ein so großes Ansehen hatten, um beide Parteien zu zügeln, immer zu Grunde gingen, und daß sich die Meisten derselben, zumal die als Neulinge zum Thron gelangten, sobald sie mit dieser Gefahr der zweierlei Stimmungen bekannt wurden, darauf legten, den Soldaten genugzutun, und aus der Bedrückung des Volkes sich kein Gewissen machten; welches Verfahren
notwendig
war; denn da die Fürsten nie hindern können, von Einigen gehaßt zu werden, so müssen sie vorerst sich bestreben, nicht von der Masse gehaßt zu werden, und wenn sie dies nicht erreichen können, müssen sie mit allem Fleiß dahin trachten, dem Hasse derer Massen zu entgehen, welche die mächtigeren sind. Und eben deswegen schlossen sich die Kaiser, die lieber an die Soldaten an, als an das Volk: was ihnen gleichwohl zum Nutzen oder auch nicht geriet, je nachdem der Fürst bei ihnen sich in Ansehen zu behaupten wußte.(19.kap)
Daher ist zu merken: daß man sowohl mit guten als mit bösen Werken sich Haß verdient, und ist deshalb, wie ich oben sagte, ein Fürst, der den Staat behaupten will, öfters gezwungen, nicht gut zu sein; weil, wenn die Mehrheit, sei es das Volk, Soldaten oder Große, die du zu deiner Behauptung dir
notwendig
glaubst, verdorben ist, du deren Launen huldigen und sie befriedigen mußt; und dann sind dir die guten Werke feindlich. -(19.kap)
Vom Heliogabalus, Macrin und Julian will ich nicht reden, die, weil sie durchaus verächtlich waren, schnell untergingen, sondern zum Schlusse dieser Verachtung übergehen und bemerken, daß die heutigen Fürsten diese Schwierigkeit weniger haben, auf außerordentliche Weise den Soldaten in ihrer Regierung genug tun zu müssen; denn wenn sie auch schon einige Rücksicht gegen sie zu nehmen haben, so gibt es sich doch bald damit, da kein Einziger dieser Fürsten Heere beisammen hat, die mit der Regierung und Verwaltung der Provinzen grau geworden, wie die Heere des römischen Reiches waren; und mithin, wenn es damals
Not
tat, mehr die Soldaten als das Volk zu befriedigen, so war es, weil die Soldaten mehr als das Volk vermochten. Jetzt aber haben alle Fürsten - den Türken und Sultan ausgenommen - mehr nötig das Volk zufrieden zu stellen, als die Soldaten, weil das Volk mehr vermag als diese. Und zwar nehme ich den Türken davon aus, weil dieser immer zwölftausend Fußvolk und fünfzehntausend Pferde um sich hält, von denen seines Reiches Stärke und Sicherheit abhängt, und die er
notwendig
, mit Nachsetzung jeder andern Rücksicht aufs Volk, sich zu Freunden erhalten muß. Von ähnlicher Art ist das Reich des Sultans; es ist ganz in der Soldaten Händen, und so muß auch er, ohne Rücksicht aufs Volk, sich diese zu Freunden erhalten. (19.kap)
Es kann deshalb ein neu zur Regierung gelangter Fürst nicht des Marcus Handlungen nachahmen, noch ist es auch nötig, die des Severus zu befolgen, sondern er muß vom Severus die Eigenschaften nehmen, die zu Begründung seines Staates
notwendig
sind, und vom Marcus die, welche geeignet und rühmlich sind, um einen schon befestigten und sicheren Staat behaupten zu können.(kap19)
Und da man die Untertanen nicht alle bewaffnen kann, so hat man, indem man die, welche man waffnet, begünstigt, gegen die Anderen freieres Spiel. Diese Verschiedenheit der Behandlung, die sie an sich bemerken, verpflichtet sie dir, und jene Andern entschuldigen dich, indem sie es als
notwendig
erkennen daß, wer mehr Gefahr und Verpflichtung hat, auch mehr Verdienst haben müsse. Sobald du sie aber entwaffnest, fängst Du auch an, sie zu beleidigen und zeigst daß du Mißtrauen gegen sie hast, entweder aus Feigheit oder Mangel an Glauben; und eine wie die andre dieser Meinungen gebiert dir Haß. (20.kap)
Nun gibt es aber drei Arten von Köpfen: die erste sieht von selbst ein, die zweite bedenkt was Andre eingesehen, die dritte sieht weder von selber ein, noch auf die Vorstellungen Andrer. Jene erste ist die trefflichste, die zweite trefflich, die dritte unnütz. Deshalb Pandolfo
notwendig
, wenn er nicht von der ersten Ordnung war, doch in die zweite gehören mußte: weil allemal, wenn Einer das Gute und Böse, das jemand tut und sagt, zu erkennen die Urteilskraft besitzt, er, wenn auch selbst ohne eigne Erfindung, die bösen und guten Werke des Rates erkennt, die einen belobt, die andern straft, und ihn der Rat mit nichten zu hintergehen hoffen darf, und sich brav hält.(22.kap)
Hier ist hohe Gerechtigkeit; denn der Krieg ist gerecht, der notwendig ist: es sind fromme Waffen, auf denen die letzte Hoffnung ruht. (26.kap)
Will also Euer erlauchtes Haus jenen vortrefflichen Männern folgen, die ihre Provinzen errettet haben, so ist - als wahres Fundament jedes Beginnens - vor allem Andern
notwendig
, sich mit eignen Truppen zu versehen, weil man keine treueren, keine echteren noch besseren Soldaten haben kann: und wenn von diesen schon jeder Einzelne gut ist, werden sie alle zusammen immer besser, wenn sie von ihrem Fürsten sich befehligt, und von Diesem geehrt und erhalten sehen. Darum ist es nötig, auf solche Truppen sich einzurichten, um sich mit italienischer Tugend gegen die Fremdlinge schützen zu können. (26.kap)
Notwendigkeit
ist, nach welcher man niemals umhin kann, Die, über welche man neuer Fürst wird, zu kränken, sowohl durch bewaffnetes Kriegsvolk als durch unzählige andre Unbill, die einer neuen Erwerbung anhängt.(3.kapitel)
Und wenn die Teilung der Lombardei, welche es mit Venedig einging, Entschuldigung in so weit verdiente, als ihm die Stadt nach Italien geholfen, so ist diese Teilung tadelnswert, weil sie jene
Notwendigkeit
vernünftigerweise nicht für sich hatte(3.kap)
In Betracht der Schwierigkeiten, die eines neu erworbenen Staates Erhaltung kostet, könnte man sich vielleicht verwundern, woher es kam, daß Alexander der Große in wenigen Jahren von Asien Herr ward und, als er es kaum bezwungen, starb; worauf dieses ganzen Staates Abfall
notwendig
schien erfolgen zu müssen, nichtsdestoweniger seine Nachfolger darinnen sich behaupteten und ihnen die Erhaltung desselben keine andern Beschwerden kostete, als welche unter ihnen selbst aus ihrem eigenen Ehrgeiz entsprangen.(4.kap)
Es könnte Einer Zweifel hegen, wie es doch möglich gewesen sei, daß Agathokles und seines Gleichen, nach unzähligen Verrätereien und Grausamkeiten, lange sicher in ihrem Vaterland leben, sich gegen äußere Feinde verteidigen können, und selbst die Bürger wider sie niemals Verschwörungen angestiftet; da viele Andre mit Grausamkeit nicht einmal in friedlichen Zeiten die Herrschaft behaupten konnten, geschweige denn während bedenklicher Kriegsläufe. Ich glaube, hievon liegt die Ursache im guten, oder schlechten Gebrauch der Grausamkeiten. Gut gebrauchte - wenn anders vergönnt ist, gut vom Bösen zu sagen - können wir solche nennen, die man auf Einen Zug begeht, in der
Notwendigkeit
sich sicher zu stellen, und dann nicht weiter dabei beharrt, sondern so viel als man nur kann, sie zum Nutzen der Untertanen verwendet.(8.kap)
Nur so viel will ich schließen: ein Fürst muß
notwendig
das Volk zum Freunde haben, sonst hat er im Unglück keine Hülfe. Nabis, der Spartaner-Fürst, hielt die Belagerung aller Griechen und eines höchst siegreichen Römerheers aus, verteidigte gegen diese sein Land und seine Herrschaft, und war ihm genug, als die Gefahr auf ihn hereinbrach, sich einiger Wenigen zu versichern. Hätte er das Volk zum Feinde gehabt, so wär' ihm dies nicht genug gewesen.(9.kap)
Wir haben oben gesagt, wie ein Fürst für gute Grundlagen sorgen müsse; wo nicht,
notwendig
zu Grunde gehen. Die Hauptgrundlagen, die alle Staaten, neue wie alte oder gemischte, haben können, sind gute Gesetze, und gute Waffen. Und weil, wo nicht gute Waffen sind, auch nicht gute Gesetze sein können, und wo gute Waffen sind, die Gesetze
notwendig
gut sein müssen, so werde ich mit den Gesetzen mich nicht beschäftigen, und von den Waffen handeln. (12.kap)
Karl der Siebente, König Ludwigs des Elften Vater, nachdem er durch sein Glück und seine Tugend Frankreich von den Englischen befreit, erkannte diese
Notwendigkeit
, mit eignen Waffen sich zu bewehren, und führte in seinem Königreiche den Kriegsfuß der Infanterie und Gendarmen ein(13.kap)
Es kann deshalb ein kluger Herr die Treue nicht halten, noch darf er es, wenn ihm dies Halten zum Schaden ausschlüge, und die Gründe, aus denen er sie versprach, erloschen sind. Und, wären die Menschen alle gut, so würde diese Vorschrift nicht gut sein: weil sie aber schlimm sind, und ihre Treue dir nicht halten würden, so hast Du sie ihnen auch nicht zu halten. Und niemals werden einem Fürsten gesetzliche Gründe zu Beschönigung des Nichthaltens fehlen. Hievon könnte man unzählige neuere Beispiele geben, und zeigen, wie viele Friedensschlüsse, wie viele Versprechungen durch Untreue der Fürsten rückgängig und zu nichte geworden, und wie es Dem, der den Fuchs am besten zu brauchen verstanden, am besten geglückt ist.
Notwendig
aber ist, daß man diese Natur wohl zu beschönigen wisse, und in der Kunst sich zu stellen, wie zu verstellen, groß sei. Auch sind die Menschen so einfältig, gehorchen so sehr den
Nötigungen(im italienischen steht necessita)
des Augenblick, daß der Betrügende immer Einen, der sich betrügen läßt, finden wird. (18.kap)
Es soll daher ein Fürst gar sehr sich hüten, aus seinem Munde irgend was kommen zu lassen, das nicht voll der fünf Eigenschaften wäre: er scheine, wenn man ihn sieht und hört, ganz Güte, ganz Treue, ganz Menschlichkeit, ganz Redlichkeit, ganz Religion. Und zwar ist nichts
notwendiger
daß man es zu besitzen scheine, als diese letztere Eigenschaft; da die Menschen im allgemeinen mehr nach den Augen, als nach den Händen schließen weil zu sehen einem Jeden gegeben ist, zu fühlen, Wenigen. Jeder sieht was Du scheinest, Wenige fühlen was Du bist: und diese Wenigen wagen sich nicht, der Meinung der Vielen, die die Majestät des Staates zum Schutze für sich haben, zu widersetzen; und bei den Handlungen aller Menschen, hauptsächlich aber der Fürsten, (wo es über Beschwerden kein Gericht gibt) wird aufs Ende gesehen.(18.kap)
Und wären auch schon die äußeren erschüttert, wird er doch, bei einer Einrichtung und Lebensart wie die gedachte, wenn er sich selbst nur nicht aufgibt, immer jeden Angriff bestehen, wie ich sagte daß der Spartaner Nabis tat. Hinsichtlich der Untertanen aber, wenn äußerlich nichts erschüttert ist, hat er zu fürchten daß sie sich heimlich verschwören können, wovor ein Fürst sich genugsam sichert, wenn er es meidet, gehaßt und geringgeschätzt zu werden, und das Volk mit sich zufrieden erhält; wohin man
notwendig
es bringen muß, wie dies schon oben ausführlich gezeigt wurde. Und eines der kräftigsten Gegenmittel, die ein Fürst wider Verschwörungen hat, ist, eben von der Menge nicht geringgeschätzt oder gehaßt zu werden;(19.kap)
Und die Erfahrung lehrt es auch, daß es viele Verschwörungen gegeben, und wenige ein gutes Ende genommen haben: weil, sich verschwört, nicht allein stehen kann; noch Genossen suchen, außer bei denen, von welchen er glaubt daß sie mißvergnügt sind; und sobald du dein Herz einem Mißvergnügen eröffnest, gibst du ihm auch Gelegenheit, sich zu vergnügen; weil, wenn er es anzeigt, er davon jede Gemächlichkeit sich versprechen darf: so daß er, der auf der einen Seite den sichern Gewinn, und auf der andern den mißlichen sieht,
notwendig
wohl entweder ein seltener Freund sein muß, oder ein gar verstockter Feind des Fürsten, wenn er dir treu bleiben soll. (19.kap)
Und daher kam es, daß jene Kaiser, die weder von Natur noch durch Kunst ein so großes Ansehen hatten, um beide Parteien zu zügeln, immer zu Grunde gingen, und daß sich die Meisten derselben, zumal die als Neulinge zum Thron gelangten, sobald sie mit dieser Gefahr der zweierlei Stimmungen bekannt wurden, darauf legten, den Soldaten genugzutun, und aus der Bedrückung des Volkes sich kein Gewissen machten; welches Verfahren
notwendig
war; denn da die Fürsten nie hindern können, von Einigen gehaßt zu werden, so müssen sie vorerst sich bestreben, nicht von der Masse gehaßt zu werden, und wenn sie dies nicht erreichen können, müssen sie mit allem Fleiß dahin trachten, dem Hasse derer Massen zu entgehen, welche die mächtigeren sind. Und eben deswegen schlossen sich die Kaiser, die lieber an die Soldaten an, als an das Volk: was ihnen gleichwohl zum Nutzen oder auch nicht geriet, je nachdem der Fürst bei ihnen sich in Ansehen zu behaupten wußte.(19.kap)
Daher ist zu merken: daß man sowohl mit guten als mit bösen Werken sich Haß verdient, und ist deshalb, wie ich oben sagte, ein Fürst, der den Staat behaupten will, öfters gezwungen, nicht gut zu sein; weil, wenn die Mehrheit, sei es das Volk, Soldaten oder Große, die du zu deiner Behauptung dir
notwendig
glaubst, verdorben ist, du deren Launen huldigen und sie befriedigen mußt; und dann sind dir die guten Werke feindlich. -(19.kap)
Vom Heliogabalus, Macrin und Julian will ich nicht reden, die, weil sie durchaus verächtlich waren, schnell untergingen, sondern zum Schlusse dieser Verachtung übergehen und bemerken, daß die heutigen Fürsten diese Schwierigkeit weniger haben, auf außerordentliche Weise den Soldaten in ihrer Regierung genug tun zu müssen; denn wenn sie auch schon einige Rücksicht gegen sie zu nehmen haben, so gibt es sich doch bald damit, da kein Einziger dieser Fürsten Heere beisammen hat, die mit der Regierung und Verwaltung der Provinzen grau geworden, wie die Heere des römischen Reiches waren; und mithin, wenn es damals
Not
tat, mehr die Soldaten als das Volk zu befriedigen, so war es, weil die Soldaten mehr als das Volk vermochten. Jetzt aber haben alle Fürsten - den Türken und Sultan ausgenommen - mehr nötig das Volk zufrieden zu stellen, als die Soldaten, weil das Volk mehr vermag als diese. Und zwar nehme ich den Türken davon aus, weil dieser immer zwölftausend Fußvolk und fünfzehntausend Pferde um sich hält, von denen seines Reiches Stärke und Sicherheit abhängt, und die er
notwendig
, mit Nachsetzung jeder andern Rücksicht aufs Volk, sich zu Freunden erhalten muß. Von ähnlicher Art ist das Reich des Sultans; es ist ganz in der Soldaten Händen, und so muß auch er, ohne Rücksicht aufs Volk, sich diese zu Freunden erhalten. (19.kap)
Es kann deshalb ein neu zur Regierung gelangter Fürst nicht des Marcus Handlungen nachahmen, noch ist es auch nötig, die des Severus zu befolgen, sondern er muß vom Severus die Eigenschaften nehmen, die zu Begründung seines Staates
notwendig
sind, und vom Marcus die, welche geeignet und rühmlich sind, um einen schon befestigten und sicheren Staat behaupten zu können.(kap19)
Und da man die Untertanen nicht alle bewaffnen kann, so hat man, indem man die, welche man waffnet, begünstigt, gegen die Anderen freieres Spiel. Diese Verschiedenheit der Behandlung, die sie an sich bemerken, verpflichtet sie dir, und jene Andern entschuldigen dich, indem sie es als
notwendig
erkennen daß, wer mehr Gefahr und Verpflichtung hat, auch mehr Verdienst haben müsse. Sobald du sie aber entwaffnest, fängst Du auch an, sie zu beleidigen und zeigst daß du Mißtrauen gegen sie hast, entweder aus Feigheit oder Mangel an Glauben; und eine wie die andre dieser Meinungen gebiert dir Haß. (20.kap)
Nun gibt es aber drei Arten von Köpfen: die erste sieht von selbst ein, die zweite bedenkt was Andre eingesehen, die dritte sieht weder von selber ein, noch auf die Vorstellungen Andrer. Jene erste ist die trefflichste, die zweite trefflich, die dritte unnütz. Deshalb Pandolfo
notwendig
, wenn er nicht von der ersten Ordnung war, doch in die zweite gehören mußte: weil allemal, wenn Einer das Gute und Böse, das jemand tut und sagt, zu erkennen die Urteilskraft besitzt, er, wenn auch selbst ohne eigne Erfindung, die bösen und guten Werke des Rates erkennt, die einen belobt, die andern straft, und ihn der Rat mit nichten zu hintergehen hoffen darf, und sich brav hält.(22.kap)
Hier ist hohe Gerechtigkeit; denn der Krieg ist gerecht, der notwendig ist: es sind fromme Waffen, auf denen die letzte Hoffnung ruht. (26.kap)
Will also Euer erlauchtes Haus jenen vortrefflichen Männern folgen, die ihre Provinzen errettet haben, so ist - als wahres Fundament jedes Beginnens - vor allem Andern
notwendig
, sich mit eignen Truppen zu versehen, weil man keine treueren, keine echteren noch besseren Soldaten haben kann: und wenn von diesen schon jeder Einzelne gut ist, werden sie alle zusammen immer besser, wenn sie von ihrem Fürsten sich befehligt, und von Diesem geehrt und erhalten sehen. Darum ist es nötig, auf solche Truppen sich einzurichten, um sich mit italienischer Tugend gegen die Fremdlinge schützen zu können. (26.kap)
voluptuosissimus - 13. Jun, 19:16